Diagnostik ADHS – Wie wird ADHS bei Erwachsenen diagnostiziert

ADHS bleibt im Erwachsenenalter häufig unentdeckt. Durch eine sorgfältige Untersuchung durch Psychotherapeut*innen und Ärztinnen und Ärzte kann jedoch zuverlässig eine Diagnose gestellt werden. Dabei wird oft auf eine detaillierte Anamnese und die Nutzung von Fragebögen zurückgegriffen. Die Behandlung von ADHS umfasst nicht nur medikamentöse Ansätze, sondern sollte bestenfalls psychotherapeutische Maßnahmen beinhalten.

Inhalt

ADHS steht für Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung und ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen im Jugendalter. In vielen Fällen bleibt sie lebenslang bestehen. Im Erwachsenenalter wird sie oft übersehen oder fehldiagnostiziert. Dieser Blogbeitrag wird sich mit den Symptomen und vor allem den Diagnoseverfahren von ADHS bei Erwachsenen befassen und Ihnen dabei helfen herauszufinden, ob Sie ADHS haben könnten. Bitte beachten Sie, dass dieser Blogbeitrag eine Orientierung bietet, jedoch eine professionelle Diagnostik unerlässlich ist.

Was ist ADHS?

ADHS ist eine neurobiologische Störung, die sich durch eine Kombination von Symptomen aus den Bereichen Aufmerksamkeitsschwierigkeiten, Hyperaktivität und Impulsivität auszeichnet. Die Merkmale von ADHS können individuell verschieden stark ausgeprägt sein und beeinflussen unterschiedliche Aspekte des täglichen Lebens. Die Ursachen der Erkrankung sind nicht abschließend geklärt. In der Forschung wird eine Kombination aus biologischen Faktoren und Umwelteinflüssen vermutet. ADHS kann sich bei Erwachsenen folgendermaßen äußern:
Wie äußert sich ADHS bei Erwachsenen im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen?
Motorische Hyperaktivität, wie zappeln oder wackeln mit verschiedenen Körperteilen, nimmt meist über die Zeit ab und tritt bei Erwachsenen daher meist weniger stark auf. Trotzdem kann den Betroffenen zum Beispiel längeres stilles Sitzenbleiben Probleme bereiten. Folgende Symptome sind auch im Erwachsenenalter typisch:
Symptome der Unaufmerksamkeit:

  • Leichte Ablenkbarkeit
  • Schwierigkeiten, sich auf bestimmte Aufgaben oder Gespräche zu konzentrieren
  • Vergesslichkeit

Symptome der Impulsivität:

  • Entscheidungen treffen, ohne Konsequenzen zu überdenken
  • Schwierigkeiten mit Zurückhaltung oder Geduld üben
  • impulsives Einmischen in Unterhaltungen oder Aktivitäten anderer

Die Auswirkungen von ADHS können verschiedene Lebensbereiche beeinflussen, wie z.B. die Arbeit oder das soziale Umfeld und persönliche Beziehungen. Es kann zu Problemen in der Organisation, der Zeitplanung und der Bewältigung von Aufgaben führen. Oftmals wird auch die emotionale Regulation beeinflusst. Dies kann zu Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und Schwierigkeiten bei der Stressbewältigung führen.

Warum wird ADHS oft erst im Erwachsenenalter diagnostiziert?

ADHS wird häufig im Kindesalter diagnostiziert, aber bei vielen Menschen bleibt die Diagnose bis ins Erwachsenenalter unerkannt. Dies kann verschiedene Gründe haben:

  • Verschiedenartiges Auftreten von Symptomen
    Durch die Abnahme von hyperaktiven und impulsiven Verhaltensweisen treten ADHS-Symptome nicht mehr so offensichtlich auf und werden daher nicht immer als solche erkannt. Zudem entwickeln Erwachsene mit ADHS häufig Strategien, um Symptome zu kompensieren und ihren Alltag besser zu bewältigen. Dies können zum Beispiel bestimmte Alltagsroutinen oder eine Berufswahl, die mit bestimmten ADHS-Symptomen besser vereinbar ist, sein.
  • Verwechslung mit anderen Erkrankungen
    Teilweise werden die Symptome von ADHS auch als „Persönlichkeitsmerkmale“ abgetan oder mit anderen psychischen Erkrankungen verwechselt, wie z.B. Angststörungen oder Depressionen .

Darüber hinaus gibt es Faktoren, die sich bereits auf die Diagnose im Kindesalter auswirken und somit auch einen Einfluss auf eine Diagnostik im Erwachsenenalter haben.

  • Ressourcen und sozioökonomischer Hintergrund
    Natürlich spielen auch die Ressourcen des Umfeldes eine wichtige Rolle. Besserer Zugang zu medizinischer Versorgung oder individuelle Förderung können die Erkrankung und deren Folgen frühzeitig adressieren. Ist dies nicht der Fall, kann ADHS unentdeckt bleiben und wird möglicherweise erst spät oder gar nicht diagnostiziert.
  • Geschlechterunterschiede
    Schließlich wird ADHS deutlich häufiger bei Jungen als bei Mädchen diagnostiziert. Möglicherweise ist dies auf die Äußerung der Symptome zurückzuführen. Weiblich gelesene Menschen zeigen eher unaufmerksame und interne Symptome, wohingegen männlich gelesen Personen häufiger hyperaktive und impulsive Symptome zeigen. Die mangelnde gesellschaftliche Wahrnehmung für interne Symptome führt somit zu einer Untererfassung und fehlender Behandlung. Selbst große Studien (z.B. Updated European Consensus Statement on diagnosis and treatment of adult ADHD) unterstreichen, dass es weiterer Forschung im Bereich der Geschlechterunterschiede bedarf.
    Anmerkung: Der bisherigen Erforschung von Geschlechterordnung liegt eine binäre Geschlechterordnung zugrunde. Zukünftige Forschung sollte dies kritisch hinterfragen und Ansätze wählen, die das Erleben und Verhalten von allen Menschen erforscht.

Diagnoseverfahren für ADHS bei Erwachsenen:

  • Anamnese:
    Bei der Diagnose von ADHS spielt die Anamnese eine wichtige Rolle. Psychotherapeutinnen oder Ärztinnen und Ärzten werden mit Ihnen ausführlich über Ihre Symptome, Ihre Entwicklungsgeschichte und mögliche familiäre Vorbelastungen sprechen. Es ist wichtig, ehrlich und offen über Ihre Erfahrungen zu sprechen, um eine genaue Diagnose zu ermöglichen.
  • Fremdanamnese:
    Außerdem werden Familienangehörige oder enge Bezugspersonen befragt. Dies ermöglicht eine Fremdeinschätzung der Symptome. Darüber hinaus werden Zeugnisse gesichtet und der Lebenslauf betrachtet.
  • Fragebögen und Selbstbewertungstests:
    Fragebögen und Selbstbewertungstests sind hilfreiche Instrumente, um die Symptome und Auswirkungen von ADHS genauer zu erfassen. Es gibt Fragebögen, die speziell auf ADHS bei Erwachsenen zugeschnitten sind. Beispiele für solche Fragebögen sind der ADHS-Selbsttest nach der ADHS-Skalen-Selbstbeurteilung (ADHS-SB) und der Adult ADHD Self-Report Scale (ASRS). Diese Fragebögen helfen dabei, Ihre Selbstwahrnehmung und Ihre täglichen Herausforderungen besser zu verstehen. Außerdem liefern sie den Behandlerinnen Informationen über mögliche Schwerpunkte oder Behandlungsansätze.
  • Neuropsychologische Tests:
    Neuropsychologische Tests können weitere Informationen über kognitive Funktionen und Aufmerksamkeitsprozesse liefern. Es können spezifische Testverfahren genutzt werden, um Ihre Aufmerksamkeit, Konzentration, Gedächtnis- und Verarbeitungsgeschwindigkeit zu untersuchen. Allerdings gehören diese Testungen nicht zum Standard und werden nur bei bestimmten Anlässen durchgeführt.
  • Differentialdiagnose:
    Um eine genaue Diagnose zu stellen, ist es auch wichtig, andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen. Dafür wird eine sorgfältige Differentialdiagnose durchgeführt. Sie stellt sicher, dass keine anderen psychische Störungen oder körperliche Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie ADHS aufweisen können, vorliegen. Außerdem muss geprüft werden, dass die Symptome nicht durch die Einnahme von Medikamenten oder Drogen verursacht wurden.

Was kommt nach der Diagnose?

Am Anfang sollte eine detaillierte Psychoedukation, also eine Aufklärung über Ursachen, Symptome und Folgen der Erkrankung, stehen. Danach stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Je nach Schweregrad und Lebenssituation müssen verschiedene Schwerpunkte gesetzt werden. Besonders für die kognitive Verhaltenstherapie liegen gute Wirksamkeitsnachweise bei der Behandlung von ADHS vor. Sie kann helfen, den Umgang mit den Symptomen zu verbessern und Bewältigungsstrategien zu entwickeln. In bestimmten Fällen und auch abhängig vom Alter kann eine medikamentöse Behandlungsinnvoll sein.

Fazit

ADHS bleibt im Erwachsenenalter häufig unentdeckt. Durch eine sorgfältige Untersuchung durch Psychotherapeut*innen und Ärztinnen und Ärzte kann jedoch zuverlässig eine Diagnose gestellt werden. Dabei wird oft auf eine detaillierte Anamnese und die Nutzung von Fragebögen zurückgegriffen. Die Behandlung von ADHS umfasst nicht nur medikamentöse Ansätze, sondern sollte bestenfalls psychotherapeutische Maßnahmen beinhalten. Eine individuell angepasste Behandlungsstrategie kann dazu beitragen, den Alltag zu erleichtern und die Lebensqualität zu verbessern.

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